Kranke Welt vs. Menschlichkeit

Kranke Welt vs. Menschlichkeit

Wronggirl. 14.12.2024 08:40
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Ich habe schon länger überlegt, diese Worte zu schreiben, es aber immer wieder verworfen. Der hauptsächliche Gedanke, wieso ich es verworfen habe, war, "die Leute hier haben schon genug eigene Probleme". Die, ich nenne es mal "Weltprobleme" noch sichtbar dazu zu stellen, macht das Leben nicht gerade einfacher. Aber gleichzeitig denke ich, dass ich nicht die Einzige sein kann, die sich über diese Dinge Gedanken macht, sich damit beschäftigt und vielleicht entsteht so ein Austausch, der irgendwie Erleichterung oder Perspektiven bringen kann.

Wenn ich anfange, darüber nachzudenken, in welcher Welt wir leben, möchte ich den Gedanken am liebsten gleich wieder beenden. Ich öffne Nachrichten und lese von Dingen, die mich sehr an der Welt und an der Menschlichkeit zweifeln lassen, die mich innerlich mit dem Kopf schütteln lassen und manchmal sogar so tief treffen, dass ich mich frage, wo in diesem ganzen Chaos noch Platz für das sein soll, was ich unter Menschlichkeit verstehe. Oft habe ich schon gar keine Lust mehr, die Nachrichten zu öffnen, weil ich am liebsten nicht sehen möchte, wie kalt und grausam diese Welt ist - davon wird sie aber leider auch nicht schöner, bunter oder heller.

Wir leben in einer Welt, in der Menschen um ihr Leben fürchten müssen, weil andere Meinungen, Ansichten, Glaubensansätze und Lebensweisen nicht einfach stehen gelassen und akzeptiert werden können. In einer Welt, in der Eltern ihren Kindern beibringen, in einer Notsituation "Mama" statt "Hilfe" zu schreien, weil das Wort "Hilfe" allein oft nicht mehr reicht, um diese zu bekommen, in der Hoffnung, dass es nicht ihr Kind sein wird, das dann keine Hilfe bekommt, wenn es sie braucht. In einer Welt, in der Täter, teilweise mehrfach, ihre Gewalt - und Machtspiele ausführen können, ohne eine große Strafe dafür fürchten zu müssen, während die Geschädigten nicht mehr wissen, wie sie ihr Leben leben sollen. In einer Welt, in der wir Dinge nicht einfach übersehen, sondern aktiv wegsehen, mit dem Blick auf das Handy Display und den Kopfhörern im Ohr die Welt um uns herum komplett ausblenden, während wir doch eigentlich mitten in ihr bestehen. In einer Welt, in der Menschlichkeit immer weniger bedeutet, der Blick immer öfter nur auf uns selbst geht, man sich nicht mehr traut oder einfach wegsieht, wenn wir doch eigentlich hinsehen und aktiv werden müssten. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso Menschen am helligten Tag auf belebter Straße verschwinden können, ohne, dass jemand etwas gesehen haben will. Menschen Mobbing erleiden müssen, ohne, dass jemand zumindest versucht, dieses zu unterbinden oder sich für die Leute einzusetzen. Kinder über Jahre verwahrlosen können, ohne dass jemand etwas merkt. Ältere sich mit ihrem Gepäck abquälen, während Andere blind an ihnen vorbei laufen, statt zu helfen. Menschen freiwillig sterben wollen, weil die Welt sie dazu bringt... Die Liste ist fast endlos... Und je tiefer ich nachdenke, desto mehr merke ich, dass es eine Welt ist, in der zwar Menschen leben, aber nur noch selten Menschlichkeit. Natürlich kann man jetzt dagegen stellen, dass es auch Gutes gibt, nicht jeder so ist, es genug Menschen gibt, die noch menschlich handeln. Meiner Meinung nach gibt es da aber kein "genug"... Nur weil es Helles gibt, ist das Dunkel nicht weg. Und ich habe noch nicht einmal angefangen, über Kriege, Macht - und Geldkämpfe der Politik, Klimawandel etc. zu schreiben, die es neben all dem auch noch gibt. Und in dieser Welt sollen wir, soll ich, leben und bestehen können? Bin ich wirklich die Einzige, die sich fragt, wie das gehen soll? Reicht es aus, bei sich selbst im Kleinen zu schauen, dass man menschlich bleibt, dem etwas entgegen stellt und versucht, um sich herum menschlich zu bleiben? Es ist bestimmt kein schlechter Weg - aber er schützt auch nicht vor denen, die das nicht tun.

Liebe Grüße

Girl